Julia wird wegen ihrer schweren geistigen Behinderung nie in der Lage sein, Gefahren zu erkennen. Sie ist deshalb auch zukünftig immer auf bestimmte Hilfsmittel angewiesen, z. B. auf einen Rollstuhl. Obwohl Julia auf ebenen Wegen schon recht gut selber laufen kann, ist der Rollstuhl als Hilfsmittel nicht mehr wegzudenken. Julia läuft oft nicht dahin, wohin wir laufen möchten. Dazu kommt, dass sie sich sehr schnell ablenken lässt von Sachen, die sie interessieren. Sieht sie zum Beispiel eine Wasserpfütze, will sie sich reinsetzen. Sieht sie einen Hund oder eine Katze läuft sie dem Tier nach. Alles andere interessiert sie dann erst einmal nicht. Ob ein Auto kommt oder die Katze einen steilen Hang hinunterrennt: Julia sieht keine Gefahr, kennt keine Grenzen und folgt ihrem eigen- sinnigen Gefühl.
Wegen ihrem starken Bewegungsdrang ist eine Fahrt im Bus oder auch das Einkaufen in der Stadt ohne Rollstuhl nicht vorstellbar.
Ein Rollstuhl ist aber immer auch ein Zeichen, dass ein Mensch mit einer Behinderung unterwegs ist. Die Leute auf der Strasse realisieren sofort, dass Julia anders ist. Wenn sie dann fremden Menschen in die Tasche greift oder im Laden das Gestell ausräumt, weil ich zu nahe daran vorbeifahre, reagieren die meisten Menschen sehr verständnisvoll.
Ein Rollstuhl hilft also auch, Zeichen zu setzen. Wir betrachten den Rollstuhl denn auch mehr als Chance, denn als Belastung.