Schulbesuchstag

Schulbesuchstag
Schon die Einladung
löst jedesmal gemischte Gefühle aus.
Ein Tag, an dem mir jedesmal
so richtig bewusst wird,
wie es sein könnte.
Julia wäre mit ihren beinahe neun Jahren
jetzt in der 2. Unterstufe.
Ihr Entwicklungsstand hat aber den Schnitt
eines etwa 18monatigen Kindes.
An einigen Orten ist sie etwas weiter
an anderen drunter.
Der Unterschied zu einem gleichaltrigen Kind
ist aber einfach riesig.

Die Beeinträchtigungen
innerhalb ihrer Klasse sind so verschiedenster Art
und doch ist es Tatsache,
dass unsere Julia
auch in der kleinen Gruppe
wohl beinahe am meisten Hilfe braucht.
Ständige 1:1 Betreuung dank einem
unendlich wertvollen Betreuungsschlüssel.
Ich weiss, wir können dankbar dafür sein.
Und das sind wir auch.
Ganz fest.
Aber weh machts trotzdem.
Sie freut sich, als sie mich sieht.
Jauchzt. Flattert mit den Armen.
Umarmt mich.
Ich lächle.
Setze mich neben sie und schaue gespannt zu.
Dass Julia kein Wort sprechen kann,
mal wieder eines der augenfälligsten Merkmale.
Kein Nicken, kein Kopfschütteln.
Es muss anders gehen.
Und es geht auch anders.
Dank den endlos geduldigen
Heilpädagoginnen und Betreuerinnen,
die ihre Arbeit
mit soviel Herz und Ausdauer ausüben.
Das Tempo - entschleunigt.
Der Umgang - herzerwärmend.
Die Kinder - rücksichtsvoll und hilfsbereit.
Und trotzdem ist er da,
der Kloss im Hals,
als ich nach 45 Minuten
die Treppen zum Klassenzimmer des Bruders
hochgehe und die Türe öffne.
Auch er hat Besuchstag.
Die Tränen drücken und ich atme tief durch beim Eintreten,
während ich seinen Augen ansehe,
wie er sich freut, dass ich komme.
Es braucht keine Worte um das zu verstehen.
Und ich lächle,
denn ich sehe die Gemeinsamkeit.
Beide meine Kinder haben sich gefreut,
dass ich komme.
Und beide haben es gezeigt.
Auf ihre Art.
Und ich habe es verstanden.
Der Unterschied für einen Moment
ganz klein.
Ich geniesse ihn.
Den Moment.

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Text: Melanie Della Rossa - 14. März 2016

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Der Weg mit unserem Sturmkind Julia,
geboren mit dem Angelman-Syndrom.

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