Das Schreiben - meine Insel

Das Schreiben - meine Insel.
Schreiben ist für mich meine Art zu Überleben.
Meine Verarbeitung.
Ohne das Schreiben wäre ich nicht da,
wo ich jetzt bin.
Da bin ich ganz sicher.
Von Anfang an,
wenn es nicht mehr ging,
habe ich geschrieben.
Unsere Freunde, unser Umfeld haben wir nach der Diagnose Angelman-Syndrom mit einem ausführlichen Bericht aufgeklärt über unser Schicksal.
Ohne wirklich zu Wissen was auf uns zukommt.
Aber es musste raus.
Wenigstens das,
was wir damals wussten.
Und das war etwas mehr als Wikipedia Wissen.

Daraufhin begann ich die Homepage zu schreiben.
So waren alle immer auf demselben Stand.
Konnten fragen. Lesen. Sich informieren.
Und für mich war es der Rettungsanker.
Hunderte von Tränen habe ich vergossen,
während dem Schreiben oder wenn ich danach die Zeilen las.
Manchmal weinte ich still, manchmal schluchzend.
Manchmal lächelte ich danach.
Aber immer gaben mir all die lieben Rückmeldungen Kraft.
Und wenn es wieder einmal unendlich schwierig ist,
lese ich die Kommentare und spüre,
dass wir nicht alleine sind.
Ich merkte rasch, dass das Schreiben mir half.
Meine Therapie ist.
Meine Insel.
Mein Ventil.
Mein Rettungsanker auf offener See.
Das Aussuchen der passenden Bilder
vervollständigt die Wörter.
Einige von euch begleiten unseren Weg schon ganz lange.
Andere kamen dazu.
Dank meinen Texten.
Dank Julia.
Dank wunderbaren Vereinen wie Sternentaler
oder die Angelman Vereine Deutschland und Österreich.
Oft entstehen Texte dann, wenn ich es nicht erwarte.
Mitten im Glück.
Nach einem Erfolg,
einem kleinen für uns grossen Fortschritt unserer Julia.

Oder mitten im Sturm eben,
dann wenn ich so traurig bin,
dass ich nicht mehr weiter weiss.
Dann wenn das Herz so schmerzt,
dass es beinahe platzt,
dann wenn nur noch schreiben hilft.
Auch dann entstehen meine Texte.

Und dieser von heute?
Diesen schreibe ich voller guter Gefühle.
Ganz aufgeregt.
Weil ich gestern Abend die Ausschreibung gesehen habe.
Vom Biografie-Jahreskurs,
den ich so gerne besuchen möchte
ich mir schon lange darüber Gedanken mache
und mir alle Daten passen würden
und ich so im voraus bestimmt alles gut organisieren kann
und ich mich unendlich freue
und ich ganz viel Unterstützung spüre
und hoffe, dass es klappt und ich einen Platz bekomme
und ich noch mehr lernen kann
über die Kunst des Textens.
Und ich das machen kann, was mir soviel bedeutet.
Schreiben.
Meine Insel.
Mein Rettungsanker.
Unglaublich schön ist die Freude über meinem Entschluss.
Und ich bin gespannt.
Auf das Schreiben.
Und was daraus entstehen wird.
Aus meiner Insel.
Egal was - es wird mir guttun
Und das ist das wichtigste.
Das ist meine Insel.

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Kommentare: 1
  • #1

    Bea (Dienstag, 15 März 2016 18:46)

    Liebe Melanie
    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du den Platz auf der Insel im Kurs bekommst. Weiss aus Erfahrung, wieviel das Schreiben helfen kann- habe mich über 15 Jahre Krebserkrankung aus vielen Krisen durch Schreiben gerettet - 8 volle Gedichtebücher erzählen davon. In den grössten Krisen entstanden jene Texte, die allen am meisten bedeuten , das ist noch speziell. Der wichtigste Anker im Leben, schrieb mal so ein genialer Mensch, befindet sich am Ende Deines Armes - es ist die Hand, mit der Du soviel tun kannst - Dir helfen und anderen. Wie gut, dass Du Worte kennst, um Dich auszudrücken- das ist eine riesengrosse Gnade. Wer wüsste das besser als wir zwei, die wir beide ein Kind lieben, das seinerseits keine Worte hat (Du Deine Julia, ich meine Livia - mein Hütekind, das vom Wesen her ein Angel sein könnte - und doch was anderes hat) Wo man sich denkt, was würde sie wohl sagen oder schreiben, wenn sie Worte hätte? Und unsere Sensibilität erlaubt es uns, teils die Worte des Kindes in uns zu fühlen - vielleicht auch nach aussen zu transportieren.
    Vor allem aber für Dich wichtig, als Mami, als Ventil, damit der Dampfkochtopf in Dir nicht zerberstet, damit Du nicht ausrastest, weil es Dir zu viel wird.
    Du schreibst viel und das tut gut, es ist wichtig für Dich und für Dein Umfeld auch - Du tust es für Dich und hilfst doch auch andern damit zu verstehen.
    Ich drücke Dich ganz fest, ohne Dich zu erdrücken und wünsche Dir, dass die Worte aus Dir immer fliessen, egal zu welcher Zeit, dass Du in Dir selber immer die Insel findest und bald den Kurs besuchen kannst
    Ich danke Dir für jeden Deiner Texte, die Du hier teilst
    Herzlichst
    Bea