Da sitzt Du. Mein Engel. Im heutigen Weihnachtstheater Deiner Schule.
Du bist ein Teil der Klasse - ein Teil des Stücks.
Ich bin berührt. Traurig. Emotional. Aufgewühlt.
Yanis erklärte im Vorfeld, Julia spiele bestimmt das Jesuskind, das müsse ja nicht sprechen können. Wir waren berührt über diese Logik.
Aber entgegen seinen Vermutungen war Deine Rolle eine andere. Du warst ein Schäfli. Ich bin sicher, das schönste Schäfli, dass es überhaupt jemals in einem Weihnachtsspiel gegeben hat.
Du schaust herum und strahlst wenn die anderen Kinder singen.
Du liebst die Kinderstimmen und die Musik und lächelst.
Die vertrauten Stimmen der Betreuerinnen beruhigen dich, denn die Eindrücke sind riesig. Die Lichter, das Verkleiden, die vielen Eltern und Geschwister. Aber Du machst es so gut.
Du sitzt da und lächelst. Scheinst so glücklich.
Bist du es? Ich glaube schon. Hoffe es.
Und doch wird mein Herz schwer.
Denn das sind genau die Momente, in denen mir so bewusst wird, wiesehr du anders bist. Wiesehr Du in deiner Welt lebst, die ich immer und immer wieder versuche zu verstehen. Zu enträtseln. Was
mir oft gelingt, aber nicht immer.
Und die Tränen sie fliessen, denn es sollte einfach nicht so sein.
Du solltest sprechen können. Dich ausdrücken dürfen. Verstanden werden.
Und ich betrachte das Bild. Das soviel Liebe und Wärme ausstrahlt.
Und lächle.
Denn Du tust es auch.
Und hoffe einfach, dass es gut ist für Dich. In deiner Welt.
Und freue mich, dass Du bald nach Hause kommst.
Und wir die Fotos zusammen ansehen können.
Und ich Dich festhalten kann.
Und ich meine Tränen wieder vergesse.
Ich liebe Dich mein Schäfli.
Bis zum Mond und wieder zurück.
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Bea (Freitag, 01 Januar 2016 22:50)
Liebe Melanie
Meine liebe Hütemaus (Livia, 5 Jahre) kann auch nicht sprechen und auch wenn ich nicht ihr Mami bin, habe ich sie aufrichtig gern und kann Deine hier geschilderten Gefühle so gut mitempfinden. Livia ist genauso wie Julia ein meist fröhliches Kind, fast immer mit interessiertem Blick und einem Lächeln oder gar Strahlen im Gesicht. Ein dankbares Kind zu Hüten, am liebsten am Wasser und dort immer am Jauchzen. Doch so gerne würde ich hören, was sie erzählt, was sie bewegt, wie sie hoi zu mir sagt, wo es ihr weh tut wenn sie weint.
Deine wunderschönen Texte, Deine Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Deine tiefschürfenden Texte - du berührst damit Betroffene, Angehörige und sogar Fremde. Und Julia als Schäfli - ja, Du weisst, ich habe Dein Kind auch in meinem Herzen - lieb. Und der Yanis mit seinem Vorschlag, Julia könnte das Jesuskind spielen - es ist rührend, berührend und kostbar. Mögen Dir diese Erfahrungen auch Wärme ins Herz geben, wenn es einfach zu weh tut. Es ist gut, dass Du weinen kannst, weisst Du. Das schlimmste in allem wäre die Versteinerung, keinen Ausdruck mehr finden, zu verstummen, zu erstarren.
Gefühle äussern können ist so wichtig, Möge es Dir immer, immer erhalten bleiben.
In herzlicher Verbundenheit
Bea